Kochen mit Flüchtlingen in der Kinderoase in Nauen

1Heute waren Ilona und ich zum Kochen mit Flüchtlingen in der Kinderoase Nauen. Ich als Mann habe mich vom Herd fern gehalten. Die Frauen waren in Kochwut und ich wollte nicht stören. Da saß ich nun zwischen Kindern und einem jesidischen Flüchtlingsfamilienvater( einer kurdischen Minderheit). Erst lief es etwas zurückhaltend an, dann aber kam ich mit dem Mann ins Gespräch. Er wohnt in Friesack mit seiner Familie und plötzlich war es Herr Ali und ich Herr Bodo. Er erklärte mir seinen Fluchtweg mit der Familie, seine Eltern leben noch in Syrien und 2 Schwestern. Ali floh mit seiner Frau und den Kindern in einem LKW Sattelzug – Auflieger. Die Gefahr, dabei zu sterben war groß. Der IS hat die Jesiden gnadenlos verfolgt, das war auch in den Medien zu sehen und zu hören. Kinder und ganze Familien wurden umgebracht, Köpfe abgeschnitten und Gräueltaten verübt, die unvorstellbar sind. Ali und seine Familie sind nun bei uns in Deutschland. Sie sind berechtigt hier und haben den Schutz verdient, der Schutz steht ihnen auch zu. Es war ein sehr bewegendes Gespräch. In der Küche ging es flott weiter. Es kochten Frauen aus Tschetschenien, Serbien, Syrien und Ilona. Ich bin dann mit einem Jungen raus, spazieren. Er ist 9 Jahre alt und fast blind. Ein Auge hat eine Augenprothese, also ein Kunstauge. Das wurde aber schlecht angefertigt. Wir gingen Hand in Hand in ein Geschäft, der Junge erzählte mit mir ununterbrochen. Nur gut, dass ich mit der russischen Sprache klar komme. Dann sind uns 2 deutsche Kinder im Laden gefolgt. Sie fragten, was mit dem Jungen los ist. Dann habe ich erklärt, dass es ein Flüchtlingskind sei und alles war gut. Ich konnte es mir nicht verkneifen, ihm eine Kleinigkeit zu kaufen, einen Plastikhubschrauber.2 Wir sind gute Freunde geworden. Frau Sult gab für die Kinder noch Eis aus und einen Minieinkauf .Wir gingen mit den 3 anderen Kindern auch noch mal los, um etwas zu kaufen. Dann gab es Essen. Sehr gut gekocht haben die Frauen, schick eingedeckt und es war sehr gemütlich. Alles roch nach Knobi, das mag ich sehr. Leider mitten drin hat Ilona mir gesagt, ich müsse morgen zur Zahnreinigung. Egal, zu spät, ich habe dann weiter gefuttert. Frau Jura, Frau Martina Krause, Frau Sult, Katrin Gille, Ilona und ich waren da, die mit den Flüchtlingen die Zeit verbrachten. Der Abschied war herzlich und wir alle sind uns einig, dass wir bald wieder zusammen kochen wollen. Am Sonnabend fahren Ilona und ich nach Berlin ins Erstaufnahmelager, wo wir erwartet werden. Dort treffen wir auf Flüchtlinge und wollen reden mit ihnen, zeigen, dass sie nicht allein sind. Ahmad steht mit uns in engerem Kontakt, wir freuen uns, dass wir mal plaudern können. Einige Spenden nehmen wir auch mit, die wir eingesammelt haben. Mich stört es sehr, wenn viel über Flüchtlingshilfe geredet wird. Das ist ja alles richtig, weil darüber gesprochen werden muss. Besser ist es aber, zu machen, zu tun, direkt. Die Bekundungen einfach in die Praxis umsetzen, das hilft wohl mehr. Flüchtlinge sind schon glücklich, wenn sie reden können oder wir zuhören. Und die Hasser und Hetzer, die das Leid nie erleben mussten, die das hier eventuell lesen, schämt Euch, wenn Ihr überhaupt noch Scham und Menschlichkeit besitzt. Flüchtlinge sind Ilona und mir immer willkommen, wir teilen gern, auch wenn wir nicht viel haben.

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Bilder und Text Bodo Jannasch

Danke und unbedingt Weitermachen !

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